[Ich weiß nicht, ob ich mich über meinen deutschen Pass freuen soll.]
Am 6.3. hat das Krankenhaus die Polizei gerufen, als sie zwei Flüchtende behandelten. Dies sei bei Verletzungen nach Gewaltverbrechen üblich.
Wir kennen die Beamten. Es sind die beiden, die letzte Woche bei der Dusche am See den Tipp gegeben hatten, wir mögen uns an die Stadt bzgl. eines Duschorts wenden.
Auch diesmal waren sie sehr freundlich. Auch während der Zeit mit den Flüchtenden in der Polizeistation.
Ist das ein Zerrbild? Oder wird Folgendes zu einem Zerrbild?
Wir haben hier in Serbien gelernt, dass die Beförderung von Flüchtenden verboten ist. Genau, wie vor einem Jahr in Griechenland. Auch in Serbien interessiert uns das nicht bzgl. unseres praktischen Handelns.
Wir haben dementsprechend kein Problem damit, dass die Polizei uns bittet, die Flüchtenden vom Krankenhaus ins Polizeirevier zu fahren, weil sie es nicht dürften („weil die Gewalt ja von ungarischen Menschen in Ungarn ausging und es deswegen kein Fall für die serbische Polizei sei“), obwohl sie (die serbische Polizei) eine Befragung in der Polizeistation durchführen wolle.
Hä?
Während die Befragung der Flüchtenden in der Polizeistation stattfindet, sitzt einer von uns im Foyer und kann die Gespräche durch die offene Bürotür mithören (nicht inhaltlich). Es scheint alles gut. Irgendwann stossen die anderen beiden mit dem Taxi von der Flüchtendenversorgung dazu. Im großen Foyer sind 5 an die Wand geschraubte Sitzplätze. Wir sind zu dritt. Der „Pförtnerpolizist“ hat uns die ganze Zeit hinter seiner Glasscheibe sitzend „unter Kontrolle“. Trotzdem kommt plötzlich einer der verhörenden Beamten zu uns und gibt uns zu verstehen, dass drei Personen nun im Foyer zu viel seien und zwei von uns gehen müssten.
ohne sichtbare Sitzgelegenheiten und ohne (sichtbare) Misshandlungen ???
Böse Frage: warum dürfen drei „Zeugen“ nicht im Foyer einer Polzeistation sitzen und das dort alltägliche Treiben „beobachten“?
[Vor einer Woche wurde von der serbischen Polizei eine Unterkunft von Flüchtenden geräumt. 2 Flüchtende wurden zum Verhör mit auf die Polizeistation genommen. Nach dem Verhör hat die internationale Begleiterin einen von ihnen mit Rippenbruch ins Krankenhaus gebracht.]
Als die Flüchtenden die Polizeistation verlassen, wird uns von einem verhörenden Beamten gesagt, wir hätten nun eine Stunde Zeit, die Flüchtenden (verbotenerweise) zu befördern. Sollten wir in dieser Zeit angehalten werden, werde er eh kontaktiert und die Situation klären. Klingt doch nett.
Ein Protokoll der Vernehmungen gibt es in Kopie nicht. Weil ungarische Menschen in Ungarn die Verletzungen zugefügt hätten, sei es kein serbischer Fall.
Hä?
Am nächsten Morgen kommen wir in unserem Hotel an den Frühstückstisch. Zwei Tische weiter sitzen zum ersten Mal zwei uniformierte Polizisten, trinken noch eine halbe Stunde Tee und gehen dann. …
Wir treffen die beiden Flüchtenden auch am nächsten Tag wieder. Im Gespräch wird deutlich, dass dies nicht ihre erste Polzeivernehmung war. Sie berichten, die Polizei hätte hauptsächlich nach der sie begleitenden deutschen Person befragt. In verschiedenen Varianten. Und sie berichten, dass sie die Beamten kannten:
„They are cruel.“ [cruel=grausam]