in Griechenland

Donnerstag, 7.4.2016

Idomeni

Idomeni

Der Weg ist lang. Außerdem hat uns die neue Zeitzone eine Stunde geklaut. Wir sind immer noch nicht am Ziel, sondern stehen 50 km vor Piräus auf einem Rastplatz.

Wir waren heute in Idomeni. Das Lager wirkte ruhig. Eine Aktivistin erzählte uns allerdings, dass sie heute drei Stunden lang Schuhe verteilt hätten und dies sehr problematisch gewesen sei. Das Vertrauen in eine Versorgung ist noch nicht da. (Keine Kritik, sondern nur eine spontane Wahrnehmung) In der Notunterkunft, in der ich (Matthias) vier Monate gearbeitet habe, war es ähnlich. Es gab irgendwann Waschmaschinen. Alle wollten waschen, jetzt sofort, endlich. Ausgegebene Waschtabs ware was wert, Tauschobjekte. Irgendwann kehrte dann aber Ruhe und Sicherheit ein. Die Waschmaschinen sind da, ich kann auch morgen oder übermorgen waschen. DIESE Ruhe gibt es in Idomeni wohl noch nicht. Woher auch?

In einer Seitenstraße verkaufen Händler Obst und Gemüse. Als wir uns mit Auto und Wohnwagen durch diesen kleinen Markt zwängen müssen, sind alle sehr kooperativ und freundlich.

Über dem Camp kreist ein Hubschrauber, vor Ort ist Polizei aber kaum zu sehen. Ein freundlicher Polizist erklärt uns, wo wir AnsprechpartnerInnen finden können und möchte uns nach erster Abwehr doch mit dem Gespann in eine Straße näher ans Camp einfahren lassen. Nach dem Gespräch mit der bereits erwähnten Aktivistin sehen wir aber davon ab. (Der Weg sah für ein Gespann auch nicht wirklich einladend aus.) Zu groß scheint die Gefahr, dass wir mit drei lächerlichen Kisten aus dem Kofferraum Bewegung im Camp provozieren.

Der Polizist erwähnte im Gespräch, es gäbe im Camp AnsprechpartnerInnen vom UNHCR. Außerdem haben wir viele Fahrzeuge mit Aufklebern der Medecins sans Frontieres (MSF) gesehen. Letzteres ist um so interessanter, weil wir vorgestern die Info aus Piräus erhalten haben, die MSF hätten sich dort zurückgezogen.

Wandzeitung Parkhotel

Wandzeitung Parkhotel

Wir entschließen uns, das Parkhotel anzufahren, in dem sich unabhängige Freiwillige einquartiert haben. Unterschiedliche Grüppchen von Menschen sitzen zusammen und planen ihren Tag. Oder brechen gerade auf. Wir stehen etwas verloren rum. Die direkte Ansprache von Neuankömmlingen hätte besser sein können. Aber man muss ja auch nicht unbedingt auf Durchreisende eingestellt sein. Denn dass es Struktur gibt, verraten spätestens die vielen Wandzeitungen. Es gibt zweimal täglich eine Infoveranstaltung für Neuankömmlinge, Kontaktdaten von Menschen für bestimmte Themengebiete hängen aus, für spezielle Arbeitspakete werden MitstreiterInnen gesucht. Akut ein großes, personalintensives Arbeitspaket scheint der Umzug des Lagerhauses zu sein. Aus einen kleinen Lager direkt gegenüber des Hotels zieht es zurzeit in eine große Lagerhalle, 500 Meter entfernt, um. Dort geben wir unsere drei Kartons ab. Der PKW wirkt nicht wirklich erleichtert. Wir haben wohl immer noch zuviel Material für „unsere eigentlich angedachte“ Arbeit dabei.

Morgen, ENDLICH, kommen wir an dem Ort unserer geplanten Wirkungstätte an.