Heute gibt es nur drei Dinge zu erzählen:
- Vormittags haben wir uns mit der lokalen Soliperson über die Polizeiübergriffe der letzten Nächte ausgetauscht. Diese Übergriffe gibt es nicht erst, seitdem wir in der Region sind. Wir schreiben das deshalb, weil wir uns darüber Gedanken gemacht haben. In Subotica in Serbien bauten andere Gruppen Öfen in 10 kleine verlassene Bahnwärterhäuschen. Kaum waren die Öfen richtig eingeweiht, die Flüchtenden endlich Temperaturen über dem Nullpunkt und nicht mehr minus 10 Grad ausgesetzt, wurden die Häuser von der Polizei geräumt, das Hab und Gut der Menschen verbrannt. „Do no harm“ („Richte keinen Schaden an“) ist als Ansatz immer wieder ein Kriterium für die Bewertung unserer Arbeit. Und auch hier hätte es sein können, dass die (Geheim-) Polizei unsere Anwesenheit wahrnimmt und die Repression sich gegen die Migranten* richtet. Aber das wird von der Soliperson vehement verneint. Es gäbe schon seit langem diese Übergriffe in Buzim.
- fahren wir wieder in das nördlich Dorf um Medikamente und Schuhe zu übergeben. Dort nimmt Matthias einen weiteren PushBack Bericht auf, während Katja eine Schwangerenvorsorge (Blutdruck, Gebärmutterstand, Kindslage, Kindsbewegungen, Herztöne) vornimmt. Die Urinkontrolle fällt weg. Ich will gar nicht wissen, wie groß die Eiweißausscheidung bei niedriger Flüssigkeitszufuhr ist, wie hoch der Nitritwert ist bei Kälte in der Nacht und damit verbundener latenter Blasenentzündung… Die Frau aus Afghanistan erhält einen Mutterpass, der ihr evtl. irgendwann mal ein Privileg verschafft.
- haben wir einen Zahnarzt gefunden, der einen Migranten behandeln würde. Wir fahren nach Velika Kladusa und warten dort um 16 Uhr zum Zahnarzttermin auf Hassan, um notfalls die Zahnarztrechnung zu begleichen. Aufgrund des Transportverbotes muß Hassan alleine die 35 km bewältigen. Er schafft es um 18.30 Uhr statt um 16 Uhr dort zu sein. Der Zahnarzt will schon lange nach Hause gehen, wartet dann aber doch. Leider klappt die Behandlung nicht, da Hassan eigentlich einen Kieferorthopäden braucht. Aber die Freundlichkeit des arabischsprechenden Arztes, der auch offen für weiterer (kostenfreie?) Behandlungen ist, ist einfach wohltuend, nach den Ereignissen der letzten Nächte.