Die Fahrt dauert länger als gedacht. Wir fahren ruhig und irgendwas zwischen zügig und kriechend mit unserem Gespann über die Alpen und dürfen die Nacht im Wieserhoiserl verbringen. Danke!!
Schlaf war nach 14 Stunden Fahrt nötig und die Aussicht bezaubernd!
Gegen Nachmittag des zweiten Tages nähern wir uns über Kroatien, auf kleineren Straßen der Grenze. Die Landschaft ist toll, es gibt viele wunderschöne alte Höfe, viele leerstehende Häuser und viele viele Häuser, die nie fertig gebaut wurden und uns nun mit leeren schwarzen Augen anschauen. In einem Ort sehen wir Häuser mit Einschusslöchern. Mahnmäler aus einer nicht besonders fernen Zeit.
Unsere erste Hürde, naht! Die bosnische Grenze. Es friert und es ist kaum vorzustellen, wie die Geflüchteten bei diesen Temperaturen mehrere Tage schlecht ausgerüstet durch die Wälder laufen um die Grenze in die andere Richtung zu überqueren. Wir haben im Vorhinein viele unterschiedliche Informationen über den Grenzübergang mit so vielen Sachspenden erhalten und eins ist sicher, es wird nicht leicht! Aber wir haben eine gute Geschichte, einen guten Kontakt zu einer alten bosnischen Freundin und versuchen alle Zweifel beiseite zu schieben. Natürlich lassen die uns durch. Gedacht getan! Die Zollmenschen begegnen uns freundlich und misstrauisch, aber
mit 10 Augen zudrücken, Lächeln und Mut sind wir in Bosnien!
Unsere erste Station ist eine kleine, gut vernetzte internationale NGO, die mit einem
halboffiziellen Status in Bosnien organisiert ist. Ein großer Teil unserer Sachspenden wird von diesem Lagerhaus hier, an 45 verschiedene kleinere und größere Squats (verlassene und meist sehr heruntergekommene Häuser, die von den Geflüchteten als Notunterkunft genutzt werden) verteilt werden. Wir werden super herzlich und mit Freuden empfangen. Viele unserer Spenden werden hier dringend gebraucht.
Das Lager und die Unterkunft für die freiwilligen Helfer_innen ist in einem dieser
halbfertigen Häuser untergebracht. Improvisiert und einfach, alles scheint zu laufen – ein kleiner Bienenstock! Das Zimmer in dem wir schlafen wird liebevoll Refrigerator genannt – die Minusgrade gibt es inklusive vieler Decken. Aber am Morgen scheint die Sonne und wir laden den Hänger und das Auto aus, sortieren, vernetzen uns, beginnen den Treppenbau, kochen, schreiben und rechnen. Noch haben wir keine Refugees getroffen und doch fühlt es sich so an, als wären wir am richtigen Platz um eben diesen zu helfen.