Nachdem wir schon mehrere Tage auf der Suche nach anderen versprengten Gruppen ziemlich erfolglos waren (auch wenn wir viele Spuren von Flüchtenden gefunden haben), beschließen wir, anders vorzugehen. Anstelle, dass wir Menschen suchen, wollen wir gefunden werden. Wir machen ein Picknick an einer gut sichtbaren Stelle am Waldrand auf einem Weg, den viele Geflüchtete in Richtung Grenze gehen. Wir klappern bewußt laut mit den Autotüren.
Wir genießen die Frühlingssonne und kochen Kaffee. Abwechselnd durchstreifen wir den Wald.
‚Ich ging durch den Wald und habe versucht Lieder zu singen, damit Menschen, die sich im Dickicht vor der Grenzpolizei verstecken, auf mich aufmerksam werden.
„Auf du junger Wandersmann…“ bei der dritten Zeile musste ich stocken.‘
[Falko]
Überall Spuren von lagernden Menschen.
Wir gehen näher an die Grenze heran und erreichen den unbewaldeten Grenzstreifen Richtung Ungarn. Dahinter ein stabiler Grenzzaun, oben mit Natodraht drauf. Dahinter noch einmal 3 Rollen Natodraht übereinander gestapelt (Nato-Draht hat kleine Schnittmesser am Draht, die scharf sind und die Haut zerschneiden). Spätestens alle 5 Minuten patroulliert ein Grenzfahrzeug auf der ungarischen Seite. Zwischendurch (bewaffnete) Fußpatroullien. Wir ducken uns, um nicht entdeckt zu werden.
Beim Aufbruch lassen wir am Picknickplatz eine große Wasserflasche, ein Brot und ein Zettel mit „Refugees Welcome“ zurück. Heute fahren wir wieder hin…