Im passenden Moment die passenden Menschen in der passenden Stimmung mit den passenden Möglichkeiten – Zufall / Glück

Mittwoch, 11.5.2016

Die Fahrt nach Nordgriechenland ist nun schon eine Weile her. Aber sie verfolgt uns immer noch.

Ich bin dem Blog noch die Geschichte von dem Menschen schuldig, den Joost und ich (Matthias) an seinen verbrannten Füssen versorgt haben. Seinerzeit war seine Geschichte noch nicht spruchreif. Und eigentlich ist sie es immer noch nicht – wenn ich die gesamte Familie mit einbeziehe. Weil diese Geschichte aber noch lange währen wird, nun den ersten Teil davon.

Der deutsche Arzt Joost wurde irgendwann zum Camp an der BP-Tankstelle gerufen, weil sich dort ein querschnittgelähmter Mensch kochendes Wasser über die Füsse gegossen hatte. Joost hat seine Wunden einmal alleine verbunden, danach habe ich ihm assistiert.

Der Mann ist seit einem Granateinschlag in Syrien vor zwei Jahren querschnittgelähmt. Nach Idomeni wurde er von seinem Bruder getragen. Zum in Idomeni anwesenden Familienverband gehören noch die Frau und die Kinder des Bruders, ein Cousin samt Frau und Kindern, sowie eine Cousine mit Kindern.

Wie auch immer es Joost geschafft hat: Auf einmal hatten wir Kontakt zu einer aktiven Frau und einem Arzt in der Schweiz, der wenige Tage später, wie durch Zufall, Joost in der Betreuung des Patienten ablöste.

Hätte dieser sich nicht aus Versehen heißes Wasser über die Füsse gegossen … Hätte Joost nicht diese Kontakte hergestellt … Wäre die aktive Frau nicht zufällig involviert gewesen … Wäre der schweizerische Arzt nicht zufällig aufgetaucht … Hätte sich dies alles nicht zufällig zu einem Gesamtbild zusammengefügt.

Hätte, hätte…

Aber es ist so: Nicht ganz zwei Wochen nach der Erstbehandlung der Verbrennung ist der Flüchtende mit der Querschnittlähmung in die Schweiz ausgeflogen worden. Leise haben im Hintergrund motivierte Menschen etwas möglich gemacht, was so nur klappen konnte, weil sie sich zufällig getroffen haben. Alles hat gepasst.

Ich denke, man dürfte die Frage stellen (die nur die Betroffenen beantworten könnten), ob es langfristig eine gute Lösung ist, einem Menschen zwar über den ausgrenzenden Zaun zu helfen, dafür aber damit bezahlen zu lassen, von der Familie getrennt zu sein.

Damit diese Frage aber niemand stellen muss wird leise weitergearbeitet.

Und die Geschichte ist eigentlich noch nicht zu Ende. Und wahrscheinlich weiter erzählt, wenn es soweit ist.

So hat das Fernsehen über die Situation berichtet. Nicht alle beteiligten Akteure werden erwähnt…

http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2016/Wegschauen-wie-Fluechtlingselend-ertraeglich-wird,idomeni222.html