Freitag, 22.4.2016, 17.45 Uhr
Wieder einmal haben wir Notfallpacks für ziehende Gruppen ausgegeben. Die Gruppen rasten an manchen Punkten für 30 Minuten oder auch länger. Dann ziehen sie weiter. Während der Pause wickeln und füttern Mütter ihre Kinder, Toiletten und Wasserhähne werden benutzt, Informationen werden ausgetauscht. Gestern gab es gleichzeitig medizinische Versorgung durch Krankenschwestern aus der Schweiz.
Jeweils eine Gruppe von ca. 10 Personen bekommt eine Notfalltüte von uns mit auf den Weg. Feuchttücher, Schokolade, Bachblüten-Notfalltropfen, Arnika-Globuli, Bepanthen, Kohletabletten, etwas gegen Fieber, Traubenzucker, Rettungsdecken, Pflaster, Verbandmaterial und eine kleine Blume aus Holz.
Sind Kleinkinder und Babys mit in der Gruppe gibt es eine extra Babytüte mit Windeln, Schnuller, Babycreme, extra Feuchttücher, Vitamin C Bonbons. Auf den Tüten steht „With love and peace“.
Gestern trafen wir eine Gruppe, die es schon zweimal über die Grenze geschafft hatte. Jedes Mal sind die Männer aufs Heftigste von der mazedonischen Polizei verprügelt worden – aber sie leben noch und werden es mit Frauen und Kindern wieder versuchen.
Diese Heimatlosen berühren uns tief. Manche rennen an uns vorbei, folgen einem ortskundigen Führer, habe keine Zeit zu verweilen. Babys auf den Schultern, Kleinkinder im Arm, zu große Schuhe an den Füssen. Mit stummer Miene ziehen sie konzentriert an uns vorbei. Die, die verweilen, genießen die Fürsorge, die neue Kindertrage auf dem Rücken, den Abschied, den wir ihnen hinterherrufen.
Heute abend geht es weiter. Neue Tüten sind gepackt. Neue Gruppen werden ziehen.